EU-Förderung für Rotes Kreuz Oberstdorf und Walser-Rettung
„Grenzüberschreitende einheitliche Patientenversorgung“ heißt ein von der Europäischen Union gefördertes Projekt aus dem Programm Interreg Bayern-Österreich. Dies hat die grenzüber-schreitende Zusammenarbeit und Reduktion von grenzbezogenen Barrierewirkungen zum Ziel.
„Grenzüberschreitende einheitliche Patientenversorgung“ heißt ein von der Europäischen Union gefördertes Projekt aus dem Programm Interreg Bayern-Österreich. Dies hat die grenzüber-schreitende Zusammenarbeit und Reduktion von grenzbezogenen Barrierewirkungen zum Ziel.
Unterschiede:
In Oberstdorf und in Riezlern/Kleinwalsertal befindet sich jeweils eine Rettungswache. Den Sicherstellungsauftrag für Oberstdorf hat das BRK, den für das Walsertal das ÖRK. Für beide Länder gibt es abweichende fachliche Ausbildungen, eigene Rettungsdienstgesetze mit unterschiedlich geregelten Kompetenzen und ärztlichen Strukturen. Aufgrund der geographischen Gegebenheiten helfen sich beide Systeme jedoch häufig gegenseitig aus. Dann arbeiten deutsche Sanitäter mit österreichischen Notärzten und Kollegen -und umgekehrt- zusammen.
Ziel:
Um dies zu optimieren und vorhandene Unterschiede in Handlungs- und Vorgehensweisen zu synchronisieren, werden rund 70 Retter und Notärzte nach internationalen Standards in den Bereichen Verletzungen (ITLS), Erkrankungen (ERC) und Intensivtransporten (DIVI) geschult. Die hierfür notwendigen Lehrgänge müssen normalerweise im nächstgelegenen Schulungszentrum in Augsburg besucht werden. Im Rahmen des Projekts können die Teilnehmer diese ausnahmsweise in 3-tägigen Wochenendkursen vor Ort in Oberstdorf absolvieren. Jeder Kurs wird mit schriftlicher und mündlicher Prüfung abgeschlossen. Die DIVI Ausbildung kann nur zentral an Zentren durchgeführt werden und ist nur für Rettungsassistenten und Notärzte zugelassen. Diese schulen dann als Provider die Rettungssanitäter und Rettungsdiensthelfer im Rahmen von Übungsabenden vor Ort.
Skillstation:
Für die Vorbereitung und Durchführung der Kurse wurden Trainingssimulatoren, sowie medizinisches Gerät und Material beschafft. Ebenso wurden an den Rettungswachen beider Länder sogenannte Skillstationen installiert. Das ist eine permanent eingerichtete Übungsstation an der unter realistischen Bedingungen Notfallscenarien, ibs. die Wiederbelebung mit erweiterten Maßnahmen trainiert werden kann.
Ehrenamt:
Im Rahmen des Projekts wurden 11 Lehrgänge in Oberstdorf durchgeführt. Die Teilnehmerzahl variierte, je nach Lehrgang, zwischen 16 und 28 Teilnehmern. In der Regel waren gleichzeitig 10 Referenten/Ausbilder pro Kurs tätig. Hier waren hochqualifizierte Ärzte, Rettungsdienstler und Anästhesiepfleger von den Organisationen GRC (German Resuscitation Council-Deutscher Rat für Wiederbelebung eV.) und ITLS (International Trauma-Life Support Germany)aus Deutschland, Österreich und der Schweiz engagiert. Um die Eingangstests der Kurse bestehen zu können, mußte jeder Teilnehmer vor Kursbeginn ein umfangreiches Selbststudium absolvieren. Hierfür war der Inhalt eines jeweils bis zu 500 Seiten starken Lehrbuches zu lernen. In den Kursen selbst wurde dann schwerpunktmäßig in praktischen Fallbeispielen mit gemischten Teams (deutsch-österreichisch) trainiert. Um das international gültige Zertifikat zu erhalten, mußte zum Abschluß in einer schriftlichen und praktischen Prüfung umfassend die Befähigung nachgewiesen werden.
Vor allem für die überwiegend ehrenamtlichen Helfer stellte dies nicht nur fachlich eine Herausforderung dar, da der normale Dienstbetrieb ibs. im Rettungs- und Sanitätsdienst ungeachtet des Projekts weiterlaufen mußte. Der immense Zeitaufwand war somit zu dem ohnehin schon umfangreichen ehrenamtlichen Engagement noch zusätzlich zu leisten.
Heute:
Mittlerweile sind alle deutschen und österreichischen Helfer im Projektgebiet in ERC und ITLS komplett durchgeschult. Am letzten Aprilwochenende findet noch ein zweiter EPLS Lehrgang in Oberstdorf statt. An drei Tagen werden 28 Teilnehmer in Kinder- und Kleinkindernotfällen geschult. Auch hier wird die Beherrschung der notfallmedizinischen Maßnahmen vorausgesetzt. Vielmehr geht es auch hier um standardisierte und einheitliche Vorgehensweisen und Behandlungsstrategien.
Ergebnis:
Danach endet mit dem 30.04.2013, nach zwei Jahren und 4 Monaten, der Förderzeitraum des Projekts. Von den Referenten gab es durchwegs großes Lob für die einzigartig engagierten Mannschaften aus Oberstdorf (D) und dem Kleinwalsertal (Ö). Desgleichen gab es von den Teilnehmern aus beiden Ländern nach teils anfänglicher Skepsis eine überwältigende Resonanz. „Das seien die besten Lehrgänge und Fortbildungen überhaupt gewesen.“, „Noch nie sei man so in einem Kurs gefordert worden“, „soviel Input in kürzester Zeit und das mit einer unglaublichen Schlagzahl, einfach super“ sind nur drei von vielen positiven Kommentaren aus dem begeisterten Teilnehmerkreis.
Soweit eine Finanzierung gefunden wird, soll das Projekt nach Ablauf konsequent weitergeführt werden. Das heißt, dass alle neuen Mitarbeiter diese Schulungen ebenfalls durchlaufen sollen. Nach 3 bzw. 5 Jahren ist jeweils eine Re-Zertifizierung mit schriftlicher und praktischer Prüfung notwendig.
Resümee:
Nach unserem Kenntnisstand sind wir die erste grenzüberschreitende Region, die nun flächig nach gleichen Standards in der Notfallrettung arbeitet, resümieren die Verantwortlichen aus beiden Regionen. Alle im Projekt geschulten Personen taten dies freiwillig und in ihrer Freizeit. Ohne den Zuschuß iHv. 99.800 Euro hätte das rund 175.000 Euro schwere Unterfangen nie durchgeführt werden können. Die erfolgreiche Umsetzung in der Praxis, der daraus bereits jetzt erkennbare Benefit für die Patienten, sowie die Begeisterung und das positive Feedback der Teilnehmer bestätigen uns, daß das Ziel des Projekts vollinhaltlich erreicht wurde. Die Eigenmittel und die EU-Fördermittel wurden damit mit maximaler Effizienz und nachhaltig investiert.
Kommentar:
Das Projekt läuft über 2 ⅓ Jahre und hat ein geplantes Volumen von rund 165.000 Euro. Dies ist eine große Chance und Gewinn für die Region. Ohne die 60 %ige Förderung für Ausbildung und Material wäre dies nie möglich gewesen, schwärmt Bereitschaftsleiter Anton Kappeler. Zur Bestreitung des Eigenanteils greift uns unser Kreisverband kräftig unter die Arme. Insbesondere für die ehren-amtlichen Kollegen war die zeitintensive Fortbildung jedoch eine Herausforderung und Belastung.
Der Patient ist hierbei der große Gewinner. So soll die Behandlung noch effizienter und vor allem schneller und zielgerichteter werden. Deshalb sind wir gerne bereit zusätzlich Freizeit hierfür zu investieren, so die Ausbildungsleiter von Oberstdorf und Kleinwalsertal.