Über 50 Retter proben den Ernstfall
aus dem Allgäuer Anzeigeblatt vom 26.10.2010 (Bilder: Screenshots aus You-Tube)
Über 50 Retter proben den Ernstfall
Herzzerreißende Schmerzensschreie, Hilfe- und «Mama Mama»-Rufe von Kindern drangen aus einem Regionalzug im Oberstdorfer Bahnhof nach draußen. Der Zug war mit zu hoher Geschwindigkeit in den Sackbahnhof eingefahren und mit voller Wucht auf einen Prellbock geknallt. Die Folge waren mehrere verletzte Schulkinder samt Betreuerinnen und Zugbegleiter. Zudem musste der bewusstlose Lokführer unter schwierigen Umständen und mit Atemschutzgerät geborgen werden.
Das war das Szenario einer groß angelegten Übung des Rettungsdienstes des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK) Oberstdorf mit Unterstützung der örtlichen Freiwilligen Feuerwehr. Weite Teile der Bahnhofstraße wurden abgesperrt und die über 50 Notärzte, Sanitäter, Feuerwehrler und Rettungstrupps machten sich in Windeseile daran, ihre Rettungsaufgaben anzugehen. Zwei Notfallmanager der Bahn waren ebenfalls vor Ort. Mit Atemschutzgeräten befreite die Feuerwehr den Lokführer (in diesem Fall eine Puppe) aus der in Brand geratenen Lok und übergaben ihn der notärztlichen Erstversorgung.
Während auf dem Gelände mehrere Aufnahmestellen für Verletzte sowie drei Behandlungs- und Betreuungszelte aufgebaut wurden, holte man nacheinander die verletzten Kinder und Erwachsenen mittels Tragen aus den Waggons. Die «Unfallopfer» waren zuvor täuschend echt geschminkt worden und jammerten und krümmten sich vor Schmerzen derart, dass es manch einem Zuschauer außerhalb der Absperrung hinsichtlich dieser realistischen Darstellung kalt den Rücken herunter lief.
Nach der Aufnahme der jeweiligen Verletzungen durch die Notärzte wurden die Opfer unmittelbar in die Zelte zur ersten medizinischen Versorgung gebracht. Um die weniger Schwerverletzten kümmerten sich eigens abgestellte Mitarbeiter des BRK und wirkten in beruhigenden Gesprächen und mit heißem Tee auf sie ein.
Aufgrund der von Anfang bis Ende eingehaltenen Disziplin der verschiedenen Rettungskräfte, einer perfekten Koordination des Ablaufs und der Schnelligkeit aller Helfer war die Übung sogar um einiges kürzer als eingeplant. Die beiden Einsatzleiter des BRK, Josef Dornach und Sebastian Dechant, äußerten sich dann auch sehr zufrieden über den Übungseinsatz. «Wir haben das Übungsziel voll und ganz erreicht. Der Schadensraum wurde bestens organisiert, die medizinische Versorgung am Unfallort hat hervorragend geklappt und wir haben mit unseren Gerätschaften wieder einmal umfassend am gestellten Szenario üben können. Für solch einen realen Einsatz sind wir gewappnet» zog Dornach ein für die Zukunft optimistisches Resümee.
Auch der Einsatzleiter der Feuerwehr, Kommandant David Huber, lobte die gute Zusammenarbeit aller beteiligten Kräfte und zeigte sich erfreut darüber, dass man auf dem Gelände der Deutschen Bahn üben durfte, «was uns allen in einem - hoffentlich niemals eintretenden - Ernstfall sicherlich zugutekommen dürfte. Es ist immer von enormem Vorteil, wenn man die örtlichen Gegebenheiten schon kennt» so Huber.