Teststation Oberstdorf Haus
1 Jahr durchgehend ehrenamtlicher Betrieb
Als im Herbst 2019 Corona kam, war der Schrecken und die Verunsicherung groß. Als die tödliche Pandemiewelle über Bergamo hinwegrollte, war klar, dass auch wir nicht verschont werden würden. Die Erfahrungen im Umgang mit Corona waren noch gering. Man wusste nur, dass es hoch ansteckend ist und in rasender Geschwindigkeit übertragen wurde und dabei erst rund eine Woche nach Ansteckung Krankheitssymptome hervorrief.
Nachdem dann am Jahresende die ersten Tests verfügbar waren und von den Gesundheitsbehörden daraufhin auf eine flächendeckende Teststrategie gesetzt wurde, haben wir uns im März 2021 entschlossen, in Oberstdorf eine Teststation anzubieten. Nach den Vorgaben sollte diese möglichst im Freien als "drive in" angeboten werden, um unter freiem Himmel die Ansteckungsgefahr möglichst gering zu halten. Für den Anschluss an das EDV-System des Gesundheitsamtes war zudem ein fester 30 Mbit/s Internet-Anschluss Voraussetzung. Die für uns idealste Lösung bot sich in der Unterführung des Oberstdorf Hauses an.
18 ehrenamtliche Helfer von uns mussten für die Tätigkeit an der Teststation mehrere Fortbildungen durchlaufen. Die Wichtigsten hierbei waren eine spezielle Hygieneschulung mit dem Umgang mit hochinfektiösem Material und theoretischer und praktischer Einweisung der Abstrichtechnik für Antigen Schnelltests und PCR-Tests durch unsere Bereitschaftsärztinnen.
Nach Beschaffung, Installation, technischer Einrichtung und Schulung haben wir am 16.04.2021 die Teststation in Betrieb genommen. Bewährungsprobe hatten wir zu Beginn der Pfingstferien, als Hunderte von Personen vor unserer Teststation standen und ob der Wartezeit die Stimmung teilweise nah am kippen war. Obwohl wir zu siebt an zwei Terminals die Tests abarbeiteten, waren teils erhebliche Wartezeiten nicht zu vermeiden, da die meisten Gäste ohne Anmeldung erschienen und wir trotz Akkordarbeit dadurch gar keine Chance bekamen, ohne Schlangenbildung zu arbeiten. Die meisten Leute hatten jedoch Verständnis für unsere Situation und eher Mitleid mit uns, als Ärger über die Wartezeit. Ein örtlicher Gastronom z. B. kam nach seiner Testung an einem warmen Sommerabend nochmal mit einer Runde Bier für uns zurück, die wir natürlich erst nach Feierabend genießen konnten. Nach dem ersten großen Andrang wurde es durch das Angebot von privaten Testcentern ziemlich ruhig in der Unterführung. Wir haben unser Team nach anfänglichem Schichtdienst dann auf zwei Helfer je Termin reduziert. Deutlich mehr Zeit als die eigentlichen Testungen hat Beratungstätigkeit rund um Corona, Quarantäne, Freitestung, Kostenpflicht und Co. in Anspruch genommen. Umständlich wurde es, als die Schnelltests temporär auch kostenpflichtig wurden. Ab Mitte November kamen dann noch PCR Tests dazu.
Ursprünglich hatten wir mit 2 Monaten Testbetrieb gerechnet, da jeder der Meinung war, dass bis spätestens Sommer der Spuk wieder vorbei ist. Nach über einem Jahr steht ein harter Kern an Helfern immer noch fünf mal in der Woche ehrenamtlich im Oberstdorf Haus an der Teststation. Diese haben wir bei Winterbeginn in das Foyer verlagert, da für den Testbetrieb mindestens 15 Grad Umgebungstemperatur erforderlich sind.
Nach mehr als 2.500 ehrenamtlichen Teststunden und mehreren Tausend durchgeführten Tests werden wir durch die aktuelle Coronalage und Teststrategie wohl demnächst schließen. Wir bedanken uns bei allen, die uns durch Ihren "Test Besuch" bei uns unterstützt haben. Wir sind stolz und froh mit diesem kleinen Baustein an der Bekämpfung und Eindämmung der Pandemie mitgewirkt zu haben, so Bereitschaftsleiter Anton Kappeler. Der Dank gilt auch seiner ehrenamtlichen Mannschaft, die bis jetzt durchgehalten hat. Auch wenn es nicht immer einfach und schon gar nicht schön war, wenn man positiv Getesteten die schlechte Nachricht mitteilen musste, waren doch die Mehrzahl der Leute dankbar für unsere Arbeit.